Wo wir gerade bei Gefühlen waren…
Dieses Jahr durfte ich mir wieder die Zeit nehmen, um zum Conscious Celebration auf den Hof Oberlethe zu fahren. Ich war vor zwei Jahren schon einmal hier, um Nessi Gomez live zu erleben und ich war geflasht, wie schön es war.
Das Conscious Celebration ist ein Festival-Retreat. Das bedeutet, täglich mehrere Seminare zu unterschiedlichsten psychologischen und spirituellen Themen (tatsächlich ist die Grenze hier fliessend), allabendlich live Musik oder ecstatic dance. Von Yoga über Breathwork, Auseinandersetzung mit der eigenen Scham oder somatic experience… für jeden ist etwas dabei.
Der Hof liegt in der Nähe von Wardenburg und direkt an einem Natursee. Man kann Campen oder sich ein Zimmer nehmen. Auch Schlafsäle sind vorhanden. Meine Freundin und ich gönnten uns, wie schon vor zwei Jahren, ein Doppelzimmer mit eigenem Bad.
Das Essen ist in Buffettform zweimal täglich plus Kuchen am Nachmittag erhältlich, vegetarisch, vollwert, vegan und sehr lecker.
Getränke, Tee, Kaffee gibt es rund um die Uhr.
Ich liebe das Conscious Celebration sehr, denn die Menschen, die dort hin kommen und die, die die Retreats geben, sind offen, freundlich und bereit für Entwicklung.
Ich weiß noch, wie verkrampft und im Widerstand ich vor zwei Jahren war. Ich bin nur mitgefahren, um meine Freundin zu begleiten, Nessi Gomez war mir nicht mal ein Begriff. All die Offenheit und die liebevolle Art der anderen brachte in mir nur Brechreiz hervor. So eine Hippiecommunity, wo sich alle lieben! Bäh!
Und dann ging ich zu dem Seminar, dass Nessi gab. Und alle Dämme brachen. Es ist unglaublich, was man erleben kann, wenn man sich nur öffnet. Am Ende der Session lag ich mit vielen anderen in der Mitte des Raumes, der Kreis von Menschen um uns herum sang und summte für uns und ich konnte nur noch weinen.
Da habe ich zu ersten Mal wirklich verstanden, wie verkapselt meine eigenen Gefühle wirklich sind. Und dass, diese Gefühle frei zu lassen, keine Gefahr bedeutet.
Dieses Mal wusste ich, worauf ich mich einlasse und kam mit offenem Herzen. Bereit, in die Tiefe zu gehen und mir anzuschauen, was möglich ist. Und mit etwas Angst im Bauch.
Das Counscious Celebration bietet einen sicheren Raum, drogenfrei, handyfrei und mit offenen Armen. Und ich habe jetzt verstanden, wie unglaublich wertvoll das ist. Ja, es ist eine Hippiecommunity voller Menschen, die sich gerne umarmen. Und das ist so schön!
Jeder Tag beginnt mit dem Gong, der zur Morgenmeditation ruft. Ich wollte so viel wie möglich mit nehmen und war enttäuscht, dass ich die erste Meditation verpasste, weil der Gong nicht erklungen war. Dafür sind wir dann zu einem morgendlichen ecstatic dance gegangen. Ich hatte Vorbehalte – hallo, ich hatte gerade erst meinen Kaffee getrunken! – aber es scheint, als sei ecstatic dance kein Konzept, das nur abends passieren kann. Es hat solchen Spaß gemacht!
Es ist absolut erstaunlich, wie sehr es bewegt – im wahrsten Sinne – wenn man einfach tanzt. Ich habe das schon immer gerne gemacht und viele Jahre meines Lebens als Ausgleich genutzt. Aber damals war immer Alkohol beteiligt. Und einen offenen Raum für Tanz ohne Alkohol und Drogen zu erleben – am frühen Morgen – ist durchaus etwas anderes. Du bist alleine mit dir und deinen Ängsten. Und die werden nicht verschüttet. Aber deshalb hat der ecstatic dance ja auch so eine therapeutische Wirkung.
Seit dem CC vor zwei Jahren, bei dem ich auf meinem ersten dance war, gehe ich mit meinen Freundinnen regelmäßig in Köln tanzen. Und ich spüre, wie sehr mir das fehlt, wenn wir mal nicht gehen. Dich frei zu bewegen, in einem sicheren Raum, so wie du es willst und fühlst, bei lauter Musik und mit Gleichgesinntem – das ist therapeutisch!
Und ich hatte während eines ruhigeren Augenblicks, auf dem rauen Boden liegend und atmend, während dieses morgendlichen dances eine kleine Epiphanie:
Ich sah die Decke der Halle, dann den Himmel darüber. Dann das Grundstück des Hofes von oben, die Gegend, die Stadt, das Land, den Kontinent, bis ich unseren Planeten vom All aus sehen konnte. Und ich hörte
„Heilung geschieht immer.
Integration geschieht immer.
Dieser Prozess endet niemals.
Es ist eine ewige Reise.
Und der Sinn dahinter sind Erfahrung und Ausdruck.
Express yourself!“
Wow, dachte ich. Das hat Madonna schon in den 90ern kapiert.
Und ich habe begriffen: Ich darf Raum einnehmen. Ich darf mich ausdrücken. Sein, wie ich bin. Denn dafür sind wir hier.
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